Die St.Gallen Bears wollen sich in der Nationalliga A etablieren

Am Samstag starten die St.Gallen Bears mit einem Auswärtsspiel gegen den letztjährigen Swiss-Bowl-Finalisten Thun Tigers in ihre erste Nationalliga-A-Saison. Wie ihre Vorgängerclubs St.Gallen Raiders (1988-1995, Meister 1990 und 1992) und Seaside bzw. St.Gallen Vipers (1996-2005, Meister 1997-2000) wollen sich die Bears ihren Platz in der höchsten Spielklasse sichern – noch nie in der 40jährigen Geschichte wurde ein St.Galler Footballverein aus sportlichen Gründen relegiert.

«Die Bears gehören in die Nationalliga A», stellt Sportchef Mario Murezzan unmissverständlich fest und begründet seine Aussage mit der Qualität und Entwicklung des Teams, mit dem Umfeld, das in den letzten Jahren geschaffen werden konnte und dem grossen Einzugsgebiet zwischen den benachbarten NLA-Clubs in Winterthur und Chur. Dabei sieht er die erste Saison ganz klar als Entwicklungsprozess: «Die Bears müssen mitspielen können, sich an den höheren Spielrhythmus gewöhnen, ihre Spieleintelligenz weiterentwickeln, lernen mit Niederlagen umzugehen, das ganze Umfeld muss noch professioneller werden und wir müssen unser Einzugsgebiet für die Rekrutierung von neuen Spielern bessern nutzen.»

Ziel Ligaerhalt wäre zu wenig

Ähnlich sieht es Headcoach Renato Vaccari, der von einer guten und intensiven Vorbereitung mit Mini-Trainingscamps in Italien, Österreich und Deutschland spricht. Es gehe primär darum, sich in der neuen Liga zu orientieren, der höheren Pace folgen zu können und Fuss zu fassen – Fuss zu fassen für die Zukunft. Auf die kommende Saison haben sich die Bears mit dem amerikanisch-bulgarischen Quarterback David Keogh verstärkt. Wenn auch die Einarbeitungszeit kurz war –erste Anzeichen, was er bewirken kann, sind erkennbar.

«Das Saisonziel mit Ligaerhalt zu definieren, würde jedoch zu wenig weit greifen», präzisiert Vaccari, «wir wollen drei bis vier Spiele gewinnen und uns klar in der Nationalliga A positionieren.» Siege sieht der Headcoach am ehesten gegen die Teams der Geneva Seahawks, die Bern Grizzlies und die Winterthur Warriors im Bereich des Möglichen, schränkt aber ein, dass es dafür ein optimale Spiel der Bears brauche. Obwohl Renato Vaccari die Teams, die bereits ein oder zwei Runden gespielt haben, scouten konnte, bleibt vieles ungewiss, was die St.Galler erwarten wird.

Klare und bekannte Favoriten

Die Qualifikation wird in einer Ost—und einer Westgruppe ausgespielt, wobei innerhalb der Gruppe eine Hin- und Rückrunde angesetzt sind, gegen die Teams der anderen Gruppe jedoch nur einmal gespielt wird. Die Bears treffen in der Ostgruppe auf den unbestritten Favoriten und amtierenden Meister Calanda Broncos, der sein erstes Spiel gewonnen hat (Warriors 21:3), den letztjährigen Qualifikationszweiten Renegades und die Warriors, die 2023 mit zwei Siegen zu Buche standen.

Dazu kommen je ein Spiel gegen die Tigers, die im letzten Jahr als Aufsteiger 2022 überraschend in den Swiss Bowl eingezogen waren, sowie die Seahawks und die Gladiators Basel, in deren Direktbegegnung vor Wochenfrist klar erkennbar war, dass die Gladiators wesentlich an Spielstärke dazugewonnen haben (7:41). Die Tigers gewannen ihr erstes Spiel gegen die erneut stark aufspielenden Warriors auswärts mit 21:33 und zeigten bereits auf, dass sie auch ohne Importspieler zu den stärksten Teams der Liga gehören.

Junioren wollen in die Playoffs

In der Meisterschaft der U19 Elite sieht der neue Headcoach Martin Fraefel die Calanda Broncos und die Gladiators Basel als klare Favoriten, die restlichen Teams – Tigers, Grizzlies, Warriors, Renegades, Argovia Pirates, Bears – dürften die vier Wildcard-Plätze unter sich ausmachen. In Entscheidungsspielen zwischen den Dritt- und Sechstplatzierten bzw. zwischen dem Vierten und Fünften (Sieger spielt gegen die Qualifikationssieger) werden dann die Halbfinalpaarungen ausgespielt.

Die Wildcard-Qualifikation formuliert der Headcoach als Minimalziel. Doch für Fraefel ist nach rund einem Dutzend Abgängen aus altersbedingten und beruflichen Gründen schwierig, die Konkurrenzfähigkeit seines Teams einzuschätzen – umso mehr, als er noch kein anderes Team scouten konnte.

So dürfte für die Seniors wie auch für die Junioren oberste Prämisse sein, woran Sportchef Murezzan erinnert: «Wir dürfen nicht vergessen, dass American Football ein Spiel ist – und ob du Meister wirst oder nicht, am Montag musst du wieder zur Arbeit.» (wb)

Foto: David Künzli (Archivbild Finalspiel Argovia Pirates – St.Gallen Bears 2023)