Der Quarterback als Spielmacher und Manager auf dem Feld

Er spielte bereits in der fünften Klasse auf der Position des Quarterbacks, als Spielmacher im American-Football-Team seiner Grundschule. Diese Saison verstärkt der 25jährige David Keogh, der dank seiner amerikanisch-bulgarischen Staatsangehörigkeit als EU-Bürger in der Schweiz als Profisportler arbeiten darf, die St.Gallen Bears in deren ersten Nationalliga-A-Saison. Nicht nur sein spielerisches Können, sondern auch seine Grundhaltung dürfte die Bears in ihrer Entwicklung unterstützen: «Geniesse die Arbeit, die es braucht, um eine Ziel zu erreichen.»

Mit fünf Jahren begann David, Flag Football, die kontaktlose Variante, zu spielen, wechselte aber bereits in der dritten Klasse zum Tackle Football. Nachdem er als Center und Defense End gespielt hatte, wechselte er zwei Jahre später auf die Quarterback-Position.

Sein Vater, ein Lacrosse-Spieler, wollte eigentlich, dass sein Sohn Eishockey spielt und brachte ihn schon als Dreijährigen aufs Eis. Doch statt den Puck mit dem Stock zu spielen, nahm David diesen in die Hand und warf ihn übers Eisfeld. Diese Wurffähigkeit überzeugte auch den Vater, der seinen Sohn nun Football und Baseball – als Pitcher – spielen liess.

Die Familie von David hat einen Migrationshintergrund: sein Grossvater kam mit dem Schiff aus Kalabrien in die Staaten, seine Mutter ist damit Italienerin. Keogh ist ein irischer Name («Key-oh» ausgesprochen), sein Vater ist halb Ire, halb Italiener. Als David zweieinhalb Jahre alt war, wurde er aus einem bulgarischen Kinderheim adoptiert – für ihn auch in Bezug aufs Essen ein Glücksfall. «Meine Mutter ist eine fantastische italienische Köchin».

Der Spielmacher als Teammanager

Während der Highschool in zwei katholischen Privatschulen wurde es David klar, dass Quarterback die Position ist, die er spielen will. Nicht primär wegen seiner Wurffähigkeiten, sondern weil er spürte, dass er seine Mitspieler gut managen und gut mit ihnen reden kann. «In diesem Spiel geht es um Respekt. Und wenn du diesen gegenüber deinen Mitspielern hast und umgekehrt, dann ist das die beste Formel für ein gutes Team» führt David Keogh aus. Und diesen gegenseitigen Respekt habe er auch bei seiner Ankunft bei den Bears gespürt – was zu einer von Beginn an guten Zusammenarbeit führte.

Für Keogh, der schon in Frankreich und Spanien gespielt hat, ist dieses Gefühl neu – von Beginn weg Teil der Familie zu sein, mache auch das Spielen einfacher, ist er überzeugt. Und er ist auch sicher, dass dieses Gefühl ihm und dem Team helfen werde, eine gute Saison zu spielen.

Akademische Laufbahn und Sport

Im Curry College in Massachusetts spielte David in der NCAA Division III, in welcher die kleiner Universitäten gegeneinander antreten. Daneben absolvierte er ein Bachelorstudium in Psychologie und Wirtschaft – keine einfache Sache in einem Bildungssystem, in welchem der Sport einen so hohen Stellenwert hat. «Spiele vor Tausenden von Zuschauern lassen den Schulstolz wachsen – da braucht es grosse Selbstmotivation, um daneben noch Energie für das Studium aufzubringen.»

An der SUNY Maritime in New York schloss Keogh noch einen Master in Logistik und Supply Chain Management ab – und erlebte dort seine beste Zeit als Footballer. In neun Spielen erzielte er über 2’000 Yards, einen beachtlichen Wert. Da jedoch weniger als ein Prozent aller Footballspieler nach ihrer College-Zeit den Sprung in die Profiliga NFL schaffen, wählte Davis wie viele amerikanische Footballspieler den Weg nach Europa.

In Nizza schaffte er es mit den Nice Dauphins ins Endspiel und wurde Vizemeister, bevor er für ein Herbstturnier kurze Zeit nach Lissabon zu den Lisboa Bulldogs wechselte. Und jetzt ist er im Team der Bears, in welchem er das Gefühl hat, sich selbst sein zu können – eine Gefühl, das er in Frankreich nicht und in Spanien nur zeitweise erlebt hat.

Sein eigenes Vorbild sein

David Keogh fühlt sich ins Team und in alle Belange rund um seinen Sport gut eingebunden, freut sich über die Initiative seiner Mitspieler, ihn zum Wandern oder zu einem Spiel des FC St.Gallen mitzunehmen. «Die Spieler nehmen ihren Sport ernst, auch wenn es nur ihr Hobby ist – für mich ist es mein Beruf. Und auch der Coachingstaff ist engagiert und kompetent», beschreibt der Quarterback seinen neuen Arbeitgeber und sieht darin auch die Gründe für den überraschenden Sieg im Startspiel gegen die Thun Tigers.

Das Entwicklungspotenzial im Spiel der Bears sucht Keogh bei sich selbst: «Ich muss besser werden. Abgesehen davon sind die einzigen, die uns schlagen können, wir selbst.» Seine Rolle im Team interpretiert im Vergleich mit der Wirtschaft als Manager, der auch mal bereit ist, sich die Hände schmutzig zu machen. Und mit seiner eingangs erwähnten Grundhaltung ist er überzeugt, dass so die drei Stunden des Spiels noch besser genossen werden können.

Tim Tebow, 2010 bis 2012 Quarterback bei den Denver Broncos und den New York Jets, nennt David Keogh als Vorbild seiner frühen Zeit als Footballspieler. Heute versuche er doch verstärkt sich selbst zu sein, ohne sich von Einflüssen von aussen beeinflussen zu lassen. Umso wichtiger werden seine Einflüsse auf das Team der Bears sein.

Text und Foto: Walter Burk