Nach der überraschenden Halbfinalqualifikation im letzten Jahr müssen sich die St.Gallen Bears in dieser Saison in der Nationalliga A bewähren und setzen sich den Ligaerhalt als primäres Ziel. Headcoach Renato Vaccari erwartet mit einem kleineren und nach Verletzungen und Abgängen stark veränderten Kader eine schwierige Saison, hofft aber insgeheim doch auf eine ausgeglichene Bilanz mit fünf Siegen und Niederlagen.
«Unsere Gegner wissen nun, wer wir sind und was wir können», beschreibt Vaccari einen erschwerenden Faktor, «Überraschungen wie im letzten Jahr werden kaum mehr möglich sein.» Auf der anderen Seite steht jedoch die Erfahrung des Teams aus seiner ersten NLA-Saison – auch wenn sich das Kader stark verändert hat: Beinahe die komplette Defense Line ist wegen Verletzungen, natürlichen Abgängen oder aus beruflichen Gründen weggebrochen und junge Spieler, die aus der U19 zum Team gestossen sind, müssen noch integriert werden. Spielerisch schätzt der Headcoach die Bears aber gleich stark ein, es fehlt aber dem Kader an Breite und der Möglichkeit, allfällige Ausfälle zu kompensieren.
Verstärkung durch vier Importspieler
Mit Quarterback David Keogh und Running Back Alejandro Herrero Menéndez können die Bears erneut auf die letztjährigen Verstärkungsspieler zählen. «Beide wissen, worum es geht, wie es bei uns läuft, konnten sich entsprechend vorbereiten und haben sich sehr schnell integriert», beurteilt Vaccari seine Importspieler. Zusätzlich konnten zwei deutsche Spieler für die Defense Line verpflichtet werden.
Dennis Hinz begann vor über zehn Jahren bei den Bremerhaven Seahawks und wechselte 2022 zu den Radebeul Suburbian Foxes. 2024 schaffte er den Sprung in die erste deutsche Liga zu den Dresden Monarchs, welche im letzten Jahr nach dramatischem Spiel erst im German Bowl an den Potsdam Royals scheiterten.
Pascal Sendelbach startete seine Football-Karriere 2020 bei den Mallorca Voltors, bevor er 2022 in die Barcelona Dragons Academy und ein Jahr später ins «European League of Football»-Team der Barcelona Dragons wechselte. Über die Terrassa Reds in der spanischen 1. Liga stiess er auf diese Saison als Defense Back zu den Bears.
Umstellung als grosse Herausforderung
Auch wenn die beiden Deutschen noch nicht lange mit dem Team trainieren, ist der Headcoach sehr zufrieden: «Sie passen charakterlich gut zu uns und haben schon angedeutet, zu was sie fähig sind.»
Die grösste Herausforderung war für Renato Vaccari neben dem beschränkten Platzangebot und der dadurch limitierten Vorbereitungszeit vor allem die Umstellung auf eine neue Aufstellung der Defense sowie ein neues Spielsystem in der Offense. «Unser neuer Offense Coach Agit Tekin musste zuerst den Spielern seine Ideen erklären, aber er mit seiner Formation ist auf einem sehr guten Weg», äussert sich der Headcoach zuversichtlich.
Stark veränderte Liga
Die Liga präsentiert sich in diesem Jahr völlig verändert. Neben Titelverteidiger Calanda Broncos zählen für Vaccari die Geneva Seahawks mit dem ehemaligen Renegades-Quarterback Clark Evans, der auch als Head Coach amtet, zu den Favoriten. Die Seahawks haben sich zudem Verstärkungen mit Nordamerika-Erfahrung aus dem benachbarten Frankreich geholt. Doch auch die Bern Grizzlies dürften in alter Stärke auftreten, nachdem ihre Spieler vom Schweizer ELF-Team «Mercenaries» zu ihrem Stammverein zurückgekehrt sind.
Und auch die Basel Gladiators, die 2024 wie die Bears erst im Halbfinal ausgeschieden sind, dürfen wieder stark erwartet werden. Die Winterthur Warriors, die Thun Tigers und die Zürich Renegades – letztere nach einem Vorstandswechsel auch mit einem neuen Team – sind schwierig einzuschätzen, könnten aber am ehesten die Teams sein, welche in Reichweite der Bears liegen.
Nach einem Auswärtsspiel am kommenden Samstag gegen Titelverteidiger Calanda Broncos geht es eine Woche später mit dem Heimspiel gegen die Geneva Seahawks und dann auswärts gegen die Bern Grizzlies für die St.Gallen Bears gleich zu Saisonbeginn gegen die drei Meisterschaftsfavoriten. Eine herausfordernde Standortbestimmung!
Bears-Junioren streben Playoffs an
Nach ihrer überraschenden Qualifikation für das Finalspiel (Junior Bowl) im letzten Jahr setzt sich das U19-Team der Bears für diese Saison die Playoff-Qualifikation zum Ziel. Headcoach Alexander Beier schätzt sein Team als erneut stark und auf allen Positionen gut besetzt ein, auch wenn es schwierig war, nach den altersbedingten Abgängen genügend neue Spieler zu rekrutieren.
Nach dem kurzfristigen Rückzug der Winterthur Warriors ist Beyer gespannt auf die Spielstärke der Bern Grizzlies und der neuen Spielgemeinschaft Argovia Luzern, sieht sein Team in Reichweite dieser Gegner wie auch der Zurich Renegades.
Text und Foto: Walter Burk